Networking im Wandel

Ob Ballnetz, Fischernetz oder soziales Netzwerk, jedes Netz hat einen Ausgangspunkt, von dem es sich ausbreitet. Wie weitreichend, dicht und belastbar die Verbindungen werden, hängt vor allem von drei Faktoren ab: dem Material, den Werkzeugen und dem Fleiß des Netzknüpfers, auch wenn sich beim Knüpfen sozialer Netzwerke im Lauf der Geschichte einiges gewandelt hat.

Früher war es gar nicht so einfach, sich mit Menschen auszutauschen, die nicht in der direkten Umgebung angesiedelt waren. In der Antike sandte man Boten oder gab die Botschaften Reisenden mit auf den Weg. Erst Ende des 15. Jahrhunderts entstanden unter Kaiser Maximilian I. erste regelmäßige Postverbindungen. Mit der Einführung von Briefmarken, Briefkästen, Poststempel und zahlreichen anderen Postdiensten kam die postalische Netzwerkbildung und -pflege im 18. und 19. Jahrhundert so richtig in Schwung. Umfangreiche Briefwechsel großer Persönlichkeiten zeigen zeitlos gültige Kommunikationsqualitäten: ein respektvolles Herantasten an den anderen, einen interessierten Austausch von Gedanken und Informationen, ein Geben und Nehmen.

Eine neue Ära der Netzwerkpflege läutete die Verbreitung des Telefons Ende des 19. Jahrhunderts ein, denn es erlaubte das direkte Gespräch – ein riesiger Fortschritt gegenüber dem stets zeitverzögerten schriftlichen Austausch.

Und heute? Wir können Netze knüpfen auf den verschiedensten Kanälen, von der E-Mail bis zum Bildtelefon, vom handgeschriebenen Brief bis zum Post auf der Facebook-Seite. Neue Kontakte lassen sich auf den sozialen Plattformen von XING bis LinkedIn scheinbar viel einfacher herstellen als im richtigen Leben: automatisierte Anfragen senden beziehungsweise bestätigen, die neue Form des hemmungslosen Visitenkartensammelns. Ein paar Mausklicke … und fertig ist das soziale Netz. Aber wie tragfähig ist es? Lassen sich wirklich persönliche Begegnungen daraus spinnen?

Xing

Quelle: Was ist Xing? 

Meine Meinung: Umgekehrt wird ein Schuh draus. Ich bestätige auf digitalen sozialen Netzwerken normalerweise nur Kontaktanfragen von Menschen, die ich persönlich kennen und schätzen gelernt habe. Nur dann kann ich die Vorzüge der digitalen Vernetzung wirklich nutzen. Ganz selten mache ich eine Ausnahme und nur, wenn die realistische Möglichkeit besteht, den Kontakt kurzfristig persönlich kennen zu lernen. Umgekehrt suche ich auch wirkliche Anknüpfungspunkte und bringe echtes Interesse mit, wenn ich zu einer unbekannten Person Kontakt aufnehme. Eigentlich ist es wie beim klassischen Netze knüpfen … auf einen stabilen Knoten kommt es an. Nur wenn Sie als Persönlichkeit wahrgenommen werden, werden Sie Teil eines Netzwerks – und fallen nicht durch die Maschen ins Vergessen.

Social Networks sehe ich also vor allem ein ergänzendes Werkzeug der Vernetzungstechnik. Neben der professionellen Selbstdarstellung eignen sie sich hervorragend als Recherchemedium. So verschafft man sich beispielsweise vor interessanten Veranstaltungen einen Überblick über Lebenslauf, Kenntnisse, Expertisen und Vorlieben der Personen, mit denen man ins Gespräch kommen möchte. Aber beachten Sie: Andere informieren sich auf diesem Wege auch über Sie.

 

Tipps für erfolgreiches Online-Networken

 

Linkedin2

Quelle: What ist LinkedIn?

Zunächst: Zieldefinition
Am Anfang sollten Sie präzise formulieren, was Sie digital erreichen wollen. Denken Sie daran: Auch andere nutzen die digitalen Netzwerke als Recherche-Tool – richten Sie Ihre Selbstdarstellung auf Ihre Ziele aus.

Online-Netzwerke auswählen
Starten Sie zunächst in den renommierten Netzwerken. Gemischte Business-Communities wie XING bieten breite Chancen. Für den Wissenstransfer sind berufs- und branchenspezifische Netzwerke hervorragend geeignet. Sie lernen hier die Schlüsselfiguren Ihrer Branche kennen. Hobbies können auch im positiven Sinne genutzt werden zum Networking: Wenn Sie zum Beispiel segeln, suchen Sie sich eine hochkarätige Segel-Community.

Die virtuelle Visitenkarte
Sie brauchen auch in der digitalen Welt ein aussagekräftiges Profil. Zeigen Sie Ihre fachliche Qualifikation und unterstreichen Sie Ihre Vorteile. Dennoch: Authentisch und immer aktuell bleiben. Wenn Sie ein Foto einstellen, am besten vom Profi erstellen lassen. Sie verschaffen Ihrem Profil damit eine persönliche Note und Sympathie. Außerdem: Nur mit dem richtigen Stichwort im Profil werden Sie gefunden. Daher gilt: die eigenen Fähigkeiten klar benennen und konkret äußern, was man sucht und was man zu bieten hat.

Zeit investieren
Niemand kann sich von heute auf morgen nachhaltig vernetzen. Deswegen: Pflegen Sie Ihre Kontakte. Auch hier beachten: Geben Sie, bevor Sie nehmen! Zum erfolgreichen Networking gehört Geduld. Seien Sie aktiv! Wer nur darauf wartet, dass er angeklickt wird, bekommt wenig Resonanz. Aber wer sich aktiv in Foren beteiligt und auf andere zugeht, fällt auf, formt ein Image und tritt damit in den Kommunikationsprozess ein.

Keine Zeit verschwenden
Networken kann zum Zeitfresser werden. Das Wort von der „Timetoilet Facebook“ macht die Runde, wertvolle Lebenszeit werde im digitalen Nirwana versenkt. Setzen Sie sich deshalb ein zeitliches Limit für Ihre Networking-Aktivitäten und halten Sie sich auch daran – und konzentrieren Sie sich auf Ihre Ziele.

Synergien erzeugen
Nutzen Sie Ihr Networking-Know-how und bauen Sie ein Kontaktnetz zu Anbietern auf, die Ihre eigenen Leistungen oder Ihr Unternehmen sinnvoll ergänzen. So können Sie Ihren Kunden attraktive Komplettlösungen bieten und sich von Mitbewerbern abheben.

 

Linkedin

Quelle: What ist LinkedIn?


Die Kombination von Online und Offline

Unerlässlich ist es, sich neben dem digitalen Austausch auch persönlich kennenzulernen. Intensivieren Sie den Kontakt und geben Sie ihm eine stabile Basis.

Auch mal ablehnen
Qualität geht vor Quantität. Viele Mitglieder auf digitalen Plattformen sehen sich eher als Sammler und kontaktieren Mitglieder wahllos, um auf Masse zu kommen. Überlegen Sie deswegen genau, wen Sie in Ihren engeren Kontaktkreis aufnehmen. Auch dadurch prägen Sie Ihr Image. Ein „Nein“ zur Kontaktanfrage mit einer argumentativ hochwertigen Begründung wie zum Beispiel: Ich nehme nur Personen in mein Netzwerk auf, die ich persönlich kenne, verschafft Ihnen Mehrwert.

Grenzen zwischen Beruf- und Privatleben beachten
Wir alle sind Menschen mit unterschiedlichen Vorlieben, Interessen und Hobbies. Aber dennoch sollte man sich der Grenze zwischen Freizeitvergnügen und Professionalität bewusst sein, insbesondere, wenn man in entsprechender Position tätig ist oder sein möchte. Gehen Sie deshalb bedacht mit Ihren Informationen um. Im Netz bleibt nichts privat … und nicht jeder Geschäftspartner oder Ihr Chef finden Ihre Fotos in der Badehose professionell.

Eigenes Netzwerk gründen
Die Technik macht es möglich: Jeder kann seine eigene Community aufbauen. Ist Ihre Branche noch unterrepräsentiert, möchten Sie ein Thema besetzen? Gründen Sie zunächst eine eigene Gruppe in einem der etablierten Netzwerke, später könnte diese in eine eigene Community-Lösung münden.

Datensicherheit? Datenschutz? Fehlanzeige!
Genau wie im alltäglichen Leben muss man sich gerade im globalen Netz kritisch und umsichtig bewegen. Mit Ausnahme von XING ist keine der üblichen Plattformen dazu geeignet, in einem öffentlichen drahtlosen Netzwerk (sogenannter Hotspot) in Internetcafés und Bahnhöfen oder in einem fremdadministrierten Netzwerk, beispielsweise am Arbeitsplatz, genutzt zu werden. Angreifer können leicht den Datenverkehr mitlesen und sich in die laufende Nutzersit¬zung einklinken. Bei manchen Plattformen ist sogar das Nutzerkennwort gefährdet, da es unverschlüsselt übertragen wird.

Die Anonymität im Netz wird überschätzt
Viele haben trotz allem immer noch das trügerische Gefühl, anonym im Netz unterwegs sein zu können. Zu Unrecht, denn alles wird inzwischen überwacht; Suchmaschinen sammeln unzählige Daten, die Plattformbetreiber wissen sehr viel über die Nutzer.
Gehen Sie also davon aus, dass sogenannte private Daten im Internet nicht privat bleiben – und zwar unabhängig von irgendwelchen angeklickten Privatsphäre-Stufen. Privat ist nur das, was ich zuhause in meiner Schreibtischschublade aufbewahre!

Testen Sie Ihre Online-Reputation
Alkoholgelage, Partys bis der Arzt kommt – das kann jeder halten, wie er möchte. Aber Beweisfotos im Netz sind echte Karrierekiller, zumal das Netz ein Elefantengedächtnis hat. Zur Überprüfung, auch wegen eventuellen Missbrauchs, sollten Sie immer mal wieder Ihren Namen bei Google eingeben und prüfen, was darunter so alles erscheint. Eine zusätzliche Möglichkeit: Mit dem Monitoring-Tool Google Alert können Sie sich darüber informieren lassen, wann Ihr Name mit welchen Inhalten im Internet auftaucht.

 

Barbara Liebermeister

Die Gastautorin ist erfahrener Management Coach und Trainerin. Sie gilt als Expertin für das Business Relationship Management (BRM). Babara Liebermeister analysiert Netzwerke von Managern und Unternehmern und baut diese durch BRM und Lobbying strategisch auf und aus. Aus ihrer langjährigen Erfahrung heraus ist der Ratgeber Effizientes Networking entstanden der aufzeigt, wie sich aus einem Kontakt eine werthaltige Geschäftsbeziehung entwickeln lässt.

 

Wie wichtig ist Networking überhaupt? – Abstimmen und gewinnen!

Networking_umfrage

Zusammen mit der Autorin werden auf der Facebook-Seite der Agentur DIE PR-KANZLEI unter allen Teilnehmern der Umfrage insgesamt drei Exemplare des Buches „Effizientes Networking, Wie Sie aus einem Kontakt eine werthaltige Geschäftsbeziehung entwickeln“ verlost. Hier wie dort kann auch kommentiert werden: Wie kontakten Sie selbst und was ist Ihr Networking-Motto? Die Umfrage endet am 31. Juli 2012. Am 1. August geben wir auf dieser Seite die drei Gewinner bekannt. Der Rechtsweg ist natürlich wie immer ausgeschlossen.