Kurz gesagt: Wir sind süchtig. Studien haben heraus gefunden, dass es unter bestimmtem Einfluss sogar schwieriger ist dem Verfassen eines Tweets zu widerstehen, als Zigaretten und Alkohol. Dieser Einfluss nennt sich Dopamin und Oxytocin. Dopamin steigert unser Wünschen und Wollen. Durch Dopamin begehren wir. Und es wird bei jedem noch so kleinen Anflug von Belohnung ausgeschüttet. Also genau das, was Social Media ausmacht.
Oxytocin wird oft als „Kuschel-Stoff“ oder „Vertrauenshormon“ bezeichnet, weil er ausgeschüttet wird, wenn man sich umarmt oder küsst. Oder eben beim Twittern. Innerhalb von 10 Minuten kann in einem sozialen Netzwerk die ausgeschüttete Menge von Oxytocin um 13% gesteigert werden. Das ist vergleichbar mit dem hormonellen Anstieg einer Person am Hochzeitstag. Es ist also verständlich, wieso man schwierig nicht mehr davon möchte.
Aber warum spüren manche Menschen für ihre Lieblingsmarke eine ähnliche emotionale Verbindung, wie zu ihrer Familie oder ihrem Partner? Das haben wissenschaftliche Studien herausgefunden und dieser Aspekt ist für Unternehmen besonders interessant. Unternehmen versuchen ihre Produkte in den Alltag des Konsumenten zu setzen, um sie ihm näher zu bringen. Denn wenn eine Person überall in ihrem Umfeld z.B. eine bestimmte Uhrenmarke sieht und sich irgendwann dazu entschließt eine Uhr anzuschaffen, denkt man als erstes genau an diese Marke. Ein kleiner psychologischer Trick seitens der Unternehmer.
Was die Blogger und Influencer tun, um Produkte gut zu vermarkten, das verrät uns Désirée Gehringer. Die Bloggerin und Influencerin hat bei Facebook über 20.000 Likes und auf ihren zwei Instagram Accounts insgesamt mehr als 28.000 Likes. Täglich versorgt sie ihre Community mit aktuellen Storys über ihr Leben, postet Bilder mit Produkten von kooperierenden Firmen und hat es geschafft, sich damit selbstständig zu machen. In einem Interview mit ihr, erzählt Dési über ihr Leben und die Vermarktung von Produkten und sich selbst. Das Wichtigste ihrer Meinung nach, um eine Fangemeinde aufzubauen und auch zu halten, ist Authentizität und Vertrauen. Man muss merken, dass die Person hinter dem Account echt ist und nichts vorspielt. Hier kommt wieder das Vertrauenshormon Oxytocin ins Spiel. Denn man würde im realen Leben auch nichts von jemandem kaufen, dem man nicht vertraut. Laut einer Studie, „glauben 76% der Verbraucher, dass Inhalte, die von Leuten wie dir und mir geteilt werden, glaubhafter sind, als Anzeigen von Marken.“
Désirée und eine Studie „Einfluss von Farbe im Marketing“ sind sich ebenfalls einig, dass Farbe ein wichtiger Bestandteil bei Social Media ist. Denn binnen 90 Sekunden entscheiden Menschen, ob sie erstmalig mit anderen Menschen und Produkten interagieren. 62 bis 90% dieser Entscheidung werden allein aufgrund von Farbe getroffen. Betrachtet man sich Désirées Instagram Account, fällt sofort auf, dass alles sehr einheitlich gestaltet ist.
Auch auf ihrem Fotografen Account setzt sich ein bestimmter Stil durch.
Auch andere kleine psychologische Tricks hat Désirée auf Lager. Sie ist ein großer Emoji-Fan und das kommt gut. Die Studie „Emoticons und Phrasen: Statussymbole für Social Media“ bestätigt das. „Individuen, die Emoticons häufig (und dabei speziell positive Emoticons) verwenden, sind in der Regel beliebter und einflussreicher“.
Die Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Angewandte Psychologie hat in einem Video mal interessante Zahlen und Forschungsprojekte zusammen gefasst:
Auch wenn es einige Vorteile für Unternehmen und Konsumenten durch Social Media gibt, sollte man sich als Konsument trotzdem bewusst sein, dass es einige Vermarktungstricks gibt, die uns alle beeinflussen. Es ist also wichtig, mit offenen Augen durchs Web zu scrollen und vor kurfristigen Einkäufen zu überlegen, weshalb man das jetzt genau kauft und wie man beeinflusst werden könnte.
Stefanie Fickert
Otto-Friedrich Universität Bamberg
Kommunikationswissenschaft